Das "Verwackeln" einer Aufnahme ist eine der häufigsten Ursachen für unscharfe Aufnahmen. Hierbei ist trotz exakter Fokussierung das Bildergebnis unscharf (um das Bildergebnis beurteilen zu können sollte das Bild in der 1:1 Darstellung betrachtet werden). Der Grund für die „Verwacklung“ liegt in einer zu langen Verschlusszeit. Die aus freier Hand nutzbare Belichtungszeit ist von der verwendeten Brennweite und der ruhigen Hand des Fotografen abhängig.
Die folgende Aufnahme wurde mit einer Belichtungszeit von 1/13 Sekunden mit einer Vollformatkamera und einer Brennweite von 24mm aufgenommen. Eine solche Zeit/Brennweiten-Kombination kann bei ruhiger Kamerahaltung mit etwas Glück auch verwacklungsfrei gehalten werden. Eine Möglichkeit, um die Verwacklungsgefahr abschätzen zu können, ist die Reziprok-Regel. Diese Aufnahme ist jedoch während des Laufens entstanden. Die verwischten Lichter im oberen Bildbereich zeigen deutlich die Verwacklungsrichtung.

Tipps zur Vermeidung von "verwackelten" Aufnahmen
- Suchen Sie sich einen guten Stand – evtl. die Beine etwas spreizen. Stützen Sie sich wenn möglich ab (z. B. einer Mauer anzulehnen) und halten Sie beim Durchdrücken des Auslösers die Luft an.
- Überprüfung der Verschlusszeit (Belichtungszeit) vor der Aufnahme
- Verschlusszeit sollte unterhalb des Kehrwertes der Brennweite liegen
- Beispiel: Objektiv ist auf eine Brennweite von 100mm eingestellt
- Multiplizieren mit dem Verlängerungsfaktor der Kamera (bei den meisten SLRs bei ca. 1,5 z. B. Canon und Nikon – bei Olympus bei 2) ergibt am Beispiel von Olympus eine Brennweite von 200mm – bei Freihandaufnahmen sollte die Verschlusszeit somit mindestens 1/200 Sekunden betragen
- Beispiel: Objektiv ist auf eine Brennweite von 100mm eingestellt
- Ist die angezeigte Verschlusszeit zu lang
- Vergrößern der Blende (Achtung! Bedeutet kleinere Blendenzahl)
- Nachteil: evtl. unerwünschte Verringerung der Schärfentiefe, evtl. Abnahme der Abbildungsleistung des Objektivs (vor allem bei Offenblende)
- Verwendung eines Bildstabilisators (in Kamera oder Objektiv) ermöglicht 4-8fach längere Verschlusszeiten
- Nachteil: Bewegungsunschärfen werden nicht eliminiert, Limitierung dieser Technik auf maximal 4-8fach längere Verschlusszeiten
- Erhöhung der ISO-Zahl
- Nachteil: stärkeres Bildrauschen (Verschlechterung der Bildqualität)
- Verwendung eines Stativs in Verbindung mit einem Fernauslöser
- Nachteil: Gewicht der zusätzlichen Ausrüstung, höherer zeitlicher Aufwand, Bewegungsunschärfen werden nicht eliminiert
- Verwendung eines Blitzgeräts
- Nachteil: begrenzte Blitzentfernung (bei kamerainternem Blitz bei 100 ISO und in der Programmautomatik meist nicht weiter als 3-4 Meter), Blitzhelligkeit ist stark von der Entfernung abhängig (nahe Objekte werden hell ausgeleuchtet – weite entfernte Objekte werden dunkler abgebildet
- Vergrößern der Blende (Achtung! Bedeutet kleinere Blendenzahl)
Vorteil: maximale Bildqualität
Verwacklungen - Bildbeispiele


Die folgende Aufnahme ist aus einem fahrenden Auto heraus entstanden. Die doppelten Konturen der Berge im Hintergrund weisen darauf hin, dass die Aufnahme verwackelt ist. Die im Vordergrund vorhandene Unschärfe ist auf einen Wischeffekt zurückzuführen. Dieser resultiert aus der Bewegung des Fahrzeugs und der langen Belichtungszeit von 0,5 Sekunden. Eine kürzere Zeit hätte sowohl die Verwacklung als auch den Wischeffekt reduziert.
