Paradoxe Lernstrategie in der Fotografie
Eine weitere Möglichkeit, um neue Wege in der Fotografie zu finden, ist die Anwendung „paradoxer Lernstrategien“. Dabei formulieren Sie Strategien und Empfehlungen für ein Ziel, das ihrem tatsächlichen Ziel entgegengesetzt ist. Stellen Sie sich vor, welche Ratschläge Sie umsetzen sollten, um schlechte Fotos zu machen. Diese Herangehensweise ist etwas gewöhnungsbedürftig, kann aber zu sehr interessanten und oftmals auch sehr amüsanten Erkenntnissen führen. Diese Technik können sie auch für Fragestellungen außerhalb der Fotografie nutzen. Natürlich ist es davon abhängig, welches Projekt, welches Ziel, welches Sujet sie bearbeiten. Je nachdem werden die Empfehlungen für möglichst misslungene Aufnahmen anders lauten. Versuchen sie es doch einfach einmal: Welche Tipps muss ich beherzigen, um an möglichst schlechte Aufnahmen zu kommen?
- Hauptmotiv klein und unerkennbar ablichten!
- Klischeebilder machen, die man schon tausendmal gesehen hat. Am besten nichts Neues probieren!
- Falsch belichten und verwackeln ist immer gut, um ein Foto interessanter zu gestalten! Stative sind nur etwas für Anfänger?
- Wählen sie ihre Fotoausrüstung so groß und schwer, dass sie diese bestimmt zuhause lassen!
- Am besten ist es lange zu schlafen, am Morgen ist das Licht meist ungeeignet für die Fotografie!
- Mittags ist es meist am hellsten, daher sollte man nur zu dieser Zeit fotografieren!
- Warum sollte man sich Fotos anderer Fotografen ansehen? Die anderen haben doch eh keine Ahnung!
- Machen sie niemals mehrere Aufnahmen von einem Motiv. Fotografen, die mehrere Aufnahmen machen, um danach die besten auszusortieren, haben keine Ahnung!
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Hierzu noch ein interessanter Lesetipp
Anleitung zum Unglücklichsein
Assoziationsverfahren / Brainstorming
Die Ideenlosigkeit ist bei allen künstlerischen Prozessen vergleichbar mit dem berühmten „weißen Blatt“, mit dem sich so mancher Schreibende konfrontiert sieht. So lange nichts auf dem Blatt steht, wirkt eine unsichtbare Barriere. Die folgenden Techniken werden z. B. im Bereich „Creativ Writing“ häufig verwendet. Dabei setzt man verschiedene Assoziationsverfahren zum Sammeln von Ideen ein. Diese Techniken lassen sich auch in der Fotografie zum Finden von Ideen einsetzen.
Freewriting
- Aufgrund eines Stichworts, z. B. Reiseziel, werden in einer begrenzten Zeit Notizen zu dem gewählten Stichwort gemacht. Dabei ist es wichtig, alles aufzuschreiben, was einem dabei in den Sinn kommt, ohne ein Wertung des Geschriebenen vorzunehmen. Es sollten keine Unterbrechungen beim Schreiben gemacht werden. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen zum Stichwort einfällt, auch wenn es für Sie zunächst unsinnig wirkt. Dadurch wird der innere Zensor, der unter Umständen für die kreative Blockade verantwortlich ist, in den Hintergrund gerückt und eine freie Assoziation wird möglich. Bewerten Sie die Notizen erst nach Ablauf der Zeit und überlegen Sie, wie sich die Ideen fotografisch umsetzen lassen.
Cluster, Mindmaps
- Cluster und Mindmaps bieten weitere Möglichkeiten, um eigene Ideen zu sammeln und zu entwickeln. Bei der Cluster-Technik handelt es sich um ein Assoziationsverfahren, bei dem ausgehend von einem Grundgedanken ein grafisches Netzwerk von Worten und Gedanken geschaffen wird. Das Cluster unterscheidet sich von einer Mindmap. Während bei der Mindmap eine systematische Vernetzung der Begriffe angestrebt wird, liegt das Hauptaugenmerk bei Clustern in der unsystematischen, assoziativen Vernetzung der Gedanken.
Hitliste
- Erstellen Sie eine Hitliste mit z. B. zehn Foto-Ideen, die Sie umsetzen wollen. Anschließend bilden Sie eine Rangfolge. Hierbei führt die Forderung nach einer Rangfolge dazu, dass eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem vorgegebenen Thema stattfindet.
Schwarz-Weiß-Fotografie
Fotografieren Sie das Motiv zunächst in Farbe. Dies hat den Vorteil, dass bei der Nachbearbeitung die einzelnen Farbkanäle zur Verfügung stehen und Sie bequem am Computer eine an das Motiv angepasste Optimierung vornehmen können. In der analogen SW-Fotografie müssen entsprechende Filter bereits bei der Aufnahme eingesetzt werden. Einige Bildbearbeitungsprogramme simulieren verschiedene Farbfilter, sodass der Anwender intuitiv die passende Filterung anwenden kann.
Wenn Sie mit dem RAW-Format ihrer Kamera arbeiten, können Sie in der Regel auch bei der Aufnahme bereits den SW-Modus aktivieren. Sollte Sie später am Rechner die Aufnahme optimieren wollen, können Sie auf die Farben zurückgreifen. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass Sie die Bildwirkung in Schwarz-Weiß an Ihrer Kamera kontrollieren können.
Zur Wirkung der Filter
Die Bildbereiche, welche die Farbe des Filters aufweisen, werden in einem helleren Grauton dargestellt (z. B. Landschaft – grünes Laub und Gras wird heller). Die anderen Farben werden in einem dunkleren Grauton abgebildet.
Rot-Filter
- Bei Porträt hellere Haut
- Wolken hervorheben und den Himmel deutlich dramatischer aussehen lassen
Grün-Filter
- Helligkeitsunterschiede zwischen den Grüntönen hervorheben
- Wird vor allem in der Landschaftsfotografie eingesetzt
Gelb-Filter
- Reduziert Dunst in der Atmosphäre
Um ein kontrastreicheres Bild zu erhalten, können zudem bereits bei der Aufnahme ein Polfilter einsetzt werden.
Vergleich zur Filterwirkung
Zum besseren Vergleich können Sie sich die Bilder groß anzeigen lassen!
Ausgangsbild
Der Jakobsweg bei "Bercianos del Real Camino" (Castille and León)
Kreativitätstechniken
Ihnen gehen die Foto-Ideen aus? Sie sind auf der Suche nach neuen fotografischen Ausdrucksformen? Ihnen fällt einfach nichts Neues ein? Häufig werden Kreativität und Motivation durch einen überhöhten Anspruch gebremst, vor allem dann, wenn Erwartungen und Ergebnisse zu weit auseinander liegen. Überdenken Sie, ob eine spielerische, unverkrampfte Herangehensweise möglich ist. >> Erwarten Sie nicht zu viel! <<
- Ideen – Berlin
Fotografie beginnt mit dem Sehen!
Bei der Suche nach Ideen kann es sinnvoll sein, sich von Fotografien, Gemälden, Zeichnungen, Grafiken … anderer Künstler inspirieren zu lassen.
Beispiele für Inspirationsquellen
- Museen / Galerien / Fotoausstellungen
- Literatur (Fachliteratur, Bildbände…)
- Zeitschriften, Magazine
- usw.
Betrachten Sie die Bilder aufmerksam. Versuchen Sie zu ergründen, warum sie dieses oder jenes Bild besonders anspricht. Wenn man Bilder erst einmal "verstanden" hat, fällt es leicht, diese Erkenntnisse selbst umzusetzen und die interessanten Aspekte in die eigene Arbeit zu integrieren.
Erstellen Sie ein Foto-Notizbuch
- Hierin können Sie sowohl Ihre eigenen Notizen als auch Tipps und Informationen aus Literatur und Internet sammeln.
- Auch Fotos aus Zeitschriften und Magazinen, die für Sie interessant sind, sollten Sie einfügen. Notieren Sie sich dabei auch, welche Aspekte Sie bei den entsprechenden Aufnahmen ansprechen oder stören. Es ist interessant zu beobachten, wie sich die eigene Wahrnehmung im Verlauf der Zeit ändert.
Blindflug
Ihre Bilder sind immer gleich aufgebaut? Sie wissen nicht, wie Sie sich von ihrem gewohnten Bildaufbau lösen sollen? Sie haben das Gefühl, dass ihre Fotos den fesselnden, überraschenden Aspekt verloren haben?
Versuchen Sie loszulassen und weniger Kontrolle auf den Bildaufbau auszuüben. Eine radikale Möglichkeit, um den Bildaufbau weniger zu kontrollieren, ist der Verzicht auf Sucher und Display. Richten Sie Ihre Kamera auf das Motiv, ohne dass sie die genannten Kontrollmöglichkeiten nutzen, oder lösen einfach aus, ohne darauf zu achten, was sich vor der Linse befindet. Dabei steht nicht die Gesamtqualität der einzelnen Aufnahmen im Vordergrund. Der Kontrollverlust bei der Aufnahme und die anschließende kritische Betrachtung der Bilder ermöglicht es, neue Perspektiven und Motive zu entdecken.
Dabei werden Sie deutlich mehr Ausschuss produzieren, als Ihnen lieb ist. Daher sollten Sie dieses Vorgehen vor allem als Übung und Spiel betrachten und nicht dann einsetzen, wenn eine hohe Produktivität gefordert wird. Die Digitalfotografie hat bei diesen Übungen einen klaren Kostenvorteil.
Tipps
- Bei Kameras, bei denen sich das Display nicht abschalten lässt, könnte man das Display während der Aufnahme abdecken.
- Bei der Aufnahme die Perspektiven variieren
- Möglichst verschiedene Perspektiven
- Interessante Bilder analysieren
- Warum ist das Bild interessant?
- Lohnt es sich diese Perspektive oder das Motiv bei zukünftigen Projekten bewusst einzubauen?
Bewahren Sie sich den Blick eines neugierigen Kindes. Verstricken Sie sich nicht in Vergleichen und Bewertungen. Bleiben Sie neugierig für das, was Sie sehen.
Assoziationsverfahren / Brainstorming
Weitere Tipps und Infos zum Thema Ideenfindung finden Sie z. B. unter wikipedia.org/wiki/Ideenfindung
Bildgestaltung und Bildaufbau
Je nach Seitenformat und Positionierung der Bildelemente kann ein Foto mit dem gleichen Motiv unterschiedlich auf den Betrachter wirken. In den folgenden Artikeln werden die wichtigsten Regeln zur Bildgestaltung behandelt.